Die menschliche Stimme
Samstag, 14.03.2015, 20:00 Uhr Monooper von Francis Poulenc mit Hana Lee
Noch einmal telefoniert eine junge Frau mit dem Mann, der sie verlassen hat und morgen eine andere Frau heiraten will. Eine letzte Aussprache soll es sein – allen technischen Widrigkeiten wie Leitungsausfällen und falschen Verbindungen zum Trotz. Es ist ein langes Gespräch, das immer wieder unterbrochen wird. Sie beschwört Erinnerungen an die glückliche Zeit herauf, verzweifelt, fasst neue Hoffnung, erklärt ihre Liebe, erzählt von einem misslungenen Selbstmordversuch. Was der Mann antwortet, bleibt verborgen. Seine Worte werden allein in den Reaktionen der jungen Frau sichtbar. In einem letzten Kraftakt wirft sich die Erschöpfte schließlich aufs Bett. Ihre letzten Worte sind ein ersticktes Liebesbekenntnis.
Dieser Einakter von Francis Poulenc basiert auf einem Theaterstück von Jean Cocteau. Auf der Bühne agiert nur eine Person – doch Cocteau legt ihr Beschreibungen in den Mund, aus denen sich Szenarien erschließen lassen. Reiche Vorlage für den Komponisten, der aus diesen fiktiven Gesprächspartnern und Umgebungen die Musik für seine Oper schöpfte. Jedes Geräusch, jede musikalische Anspielung des Textes setzte er um in seiner Partitur und lässt dazu auch das erklingen, was die junge Frau nicht in Worte fassen kann. Ein Seelendrama entrollt sich, das die Einsamkeit der Frau gegen das pralle Leben der Welt außerhalb ihres Zimmers stellt.
1959 wurde „Die menschliche Stimme” an der Opéra Comique in Paris uraufgeführt. Neben der Orchesterpartitur autorisierte Francis Poulenc eine Fassung für Sopran und Klavier, die in der Koblenzer Werkstatt Kunstraum Eva Maria Enders aufgeführt wird.
Die koreanische Koloratursopranistin Hana Lee studierte Gesang an der Ewha Frauen-Universität in Seoul und an der Hochschule für Musik in Freiburg. 2010 gewann sie den Sonderpreis beim 29. Internationalen Hans-Gabor-Belvedere-Gesangswettbewerb in Wien.
Seit der Spielzeit 2009/2010 ist Hana Lee Ensemblemitglied am Theater Koblenz, wo sie als Königin der Nacht (Die Zauberflöte), Olympia (Hoffmanns Erzählungen), Adele (Die Fledermaus), Blonde (Die Entführung aus dem Serail), Ännchen (Der Freischütz) und Donna Anna (Don Giovanni) auftrat. Als Königin der Nacht (Die Zauberflöte) gastierte sie am Theater Erfurt, Theater Chemnitz und Theater Bonn.
Auch im Bereich der zeitgenössischen Oper wirkte sie an zahlreichen Aufführungen mit, so als Natascha (Drei Schwestern), Orsina (Emilia Galotti), Felicie (Les Boulingrin) und Sophie Scholl (Weiße Rose).