Kölnische Rundschau – Incontro

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VON GÜNTER WILLSCHEID, 03.02.06

EITORF. Das Kontrastprogramm ergibt sich in der Korrespondenz zwischen oben und unten. Eigentlich sind es zwei Ausstellungen, die eine frönt der Malerei in ihrer reinsten Form, die andere – im „Projektraum“ der Eitorfer Galerie Incontro – lässt die Pop-Art auferstehen und huldigt der Figuration wie der Grafik. Dahinter verbergen sich denn auch Künstlerinnen, die unterschiedlichen Generationen angehören. Jahrgang 1963 sind Eva Maria Enders aus Koblenz und Sabine Hack aus Vierwinden. Und sie haben in einer Zeit begonnen, als die gegenständliche Malerei – einmal abgesehen von den Neuen Wilden – doch eher verpönt war, während Nina Maria Roth, aus Waldbröl, Jahrgang 1978, ganz unbefangen auf der neuen Welle des Figürlichen schwimmt. Wobei sie ihre Motive in Zeitschriften und Zeitungen findet, was auch erklärt, warum ihre Arbeiten irgendwie an die Ikonografie von Werbung und Comic erinnern, zumal bisweilen Schriftzüge wie Leuchtreklame im Himmel prangen. In flächiger Malweise und hart konturiert setzt Nina Maria Roth ihre Motive in Szene: Frauen, die Treppen steigen, sich am Strand aalen oder ihren Nachmittagstee auf dem Sofa vor einer plakativen Sternchentapete genießen – stets in fotogener Pose, oft in ungewöhnlichen Perspektiven und Bildschnitten, die zuweilen auch nur den Blick auf Beine erlauben. Als wären sie einem Lifestyle-Magazin entronnen, formieren sich die Protagonisten im Werk der jungen Künstlerin zum Spiegelbild der Alltagskultur, wobei schon die Malgründe die Ironie auf die Spitze treiben: Frühstücksbrettchen aus Plastik, meist jedoch Sperrholzplatten, deren Maserung Nina Maria Roth in den Hautpartien sichtbar lässt. Das alles sind viel versprechende Ansätze, die gelegentliche Verzeichnungen wieder wettmachen.

Nach der erfrischenden Entdeckung im Parterre gibt es dann Vertrautes auf allerdings hohem Niveau zwei Etagen darüber zu sehen. „Texturen“, so der Titel, sind der gemeinsame Nenner von Eva Maria Enders und Sabine Hack, denn die Strukturen von Textilien spielen in ihrer Malerei eine entscheidende Rolle. Bei Enders ist es die Struktur groben Nessels, die in einigen Bildern den Eindruck erweckt, als seien der Malerei Raster unterlegt. Bei Hack gewinnt die Textur auch inhaltliche Bedeutung. „Stoffwechsel“ nennt sie den Zyklus ihrer Bilder, denen floral gemusterte Dekostoffe zugrunde liegen. Vielschichtig übermalt, schimmert das ursprünglich Kitschige nur zaghaft durch die wächserne Oberfläche, wird gleichsam geadelt und dient in anderen Bildern nur noch als Ausgangspunkt für dann schon reliefartige, strukturreiche Tableaus.

Der Dialog zwischen Gesehenem und den Assoziationen, die es hervorruft, bestimmt letztlich auch den Arbeitsprozess bei Eva Maria Enders, deren Werke nicht so abstrakt sind, wie sie vorgeben zu sein. Denn wenn Enders bei ihrer intuitiven Arbeit Ansätze etwa von Landschaft erkennt, werden sie verstärkt. So nimmt es nicht Wunder, dass der Betrachter in dem großformatigen Gemälde „Santa Maria del Mar“, bei einer Studienreise nach Kuba inspiriert von der Farbenpracht der Karibik, durchaus die Brandung des Meeres erahnt, ja geradezu sinnlich erlebt. Wie überhaupt beide Künstlerinnen in ihren opulenten Malereien vor allem Sinnesfreude vermitteln.

Die Ausstellungen in der Galerie Incontro, Eitorf, Schümmerichstraße 1, sind bis 5. März zu sehen, dienstags bis freitags, 14 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr, sonntags 14 bis 18 Uhr. Vom 14. bis 19. Februar ist die Galerie, weil Carmen Clea Vetere an der Messe „Cologne Fine Art“ teilnimmt, nur nach telefonischer Vereinbarung (0 22 43 / 84 00 86) geöffnet, ebenso über Karneval vom 23. bis 28. Februar. 
    
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