Jenaer Kunstverein, 05.06.–05.07.2003
Löbdergraben 11 A, Roter Turm, 07743 Jena
Im Jahr seines 100-jährigen Geburtstags präsentiert der Jenaer Kunstverein eine Reihe von Künstlern, die aus Jena stammen, oder die sich in Jena niedergelassen haben. Zu letzteren zählt die Koblenzer Malerin Eva Maria Enders (Jahrgang 1963), der nun eine Einzelausstellung mit neueren Arbeiten gewidmet ist. Wichtige Grundlage für Eva Maria Enders künstlerische Arbeit bildet das Studium der Textilgestaltung, das ihre hohe Sensibilität für Strukturen und Stofflichkeit in entscheidender Weise förderte. So sind ihre Bilder oft dicht gewobene Kompositionen aus übereinandergelagerten Farbschichten, die sie mit dem Pinsel oder dem Spachtel aufträgt. Dispersionsfarben, die schnelles Arbeiten verlangen, kombiniert die Künstlerin häufig mit Temperafarben und Farbpigmenten. Kombiniert mit Abdrücken, Eindrücken sowie Abschabungen entstehen Farbgewebe von großem sinnlichen Reiz, die das Auge mit einem faszinierenden Wechselspiel vielfältiger Struktur in ihren Bann ziehen. Ordnungssinn verbindet sich mit erfrischender Spontaneität, das Lineare mit dem Malerischen, die Dynamik mit der Ruhe und die Wiederholung mit spielerischer Variation. Die Besonderheit dieser Musterungen liegt darin, dass sie stets wie ein Ausschnitt aus einem gedanklich beliebig erweiterbaren Ganzen wirken.. Jedes Bild hat seine eigene charakteristische Struktur, die weder als abstrakt noch als konkret zu bezeichnen wäre. Nicht zufällig mobilisieren die Bilder unser optisches Gedächtnis mit Erinnerungen an Gesehenes, an Maserungen von Holz, Reflexe des Lichtes auf einer Wasserfläche, Wellen im Wasser, Spuren im Sand oder neuerdings an Landschaften. Sinnliche Opulenz tritt in eine spannende Verbindung mit der Prägnanz graphischer Kargheit und dem Sinn für das Kalligraphische, den Eva Maria Enders während ihrer zahlreichen China-Aufenthalte, u. a. als Gastprofessorin an der „Academy of Fine Arts Tianjin“, schulte.
Anna Maria Ehrmann-Schindlbeck