Hack und Enders bei Incontro
Gemeinsam ist den beiden Künstlerinnen das Interesse an textilen Strukturen.
VON JÜRGEN RÖHRIG
Eitorf – Heftig muss die blaue Farbe auf die Leinwand gespritzt sein, auf das gelb-rote Farbfeld. Ein packendes Bild ist so entstanden, das farblich wie grafisch auftrumpft. Diese klassische informelle Geste findet sich in einem Werk von Eva Maria Enders in der Galerie von Carmen Vetere, so als sei es ganz selbstverständlich, 50 Jahre nach der Blütezeit des Informel auf diese Weise zu malen. Für die Koblenzer Künstlerin, die unter anderem bei dem Altmeister des Informel Karl Otto Götz gelernt hat, ist dieser Auftritt in der Tat selbstverständlich. Denn für sie, wie für viele Künstler heute, ist diese Haltung und Arbeitsweise unverbraucht und aktuell geblieben: Spontan und mit Körpereinsatz setzt sie Lineaturen und Farbflecke, Ausdruck ihres künstlerischen Selbstbewusstseins.
Aus so entstandenen Skizzen gewinnt Eva Maria Enders auch Material für kontrollierter gestaltete Bilder, deren Strukturen häufig an die von Landschaften erinnern. Sie verarbeitet hier Eindrücke von Reisen, etwa nach Kuba, dessen Licht und Farben sie wiedergibt.
„Texturen“ ist das Thema der Ausstellung und gemeinsame Basis für Enders und Sabine Hack, die mit der Kollegin den Doppelauftritt wagt. Die Koblenzer Künstlerin hat die Textilkunst studiert und arbeitet mit textilen Strukturen ebenso wie die Eitorfer Malerin, die sich mit pflanzlichen Formen auch bis hin zum Gewebe auseinander setzt.
Sabine Hack geht dabei einen anderen Weg als Enders. Sie erforscht die vielschichtigen Bedeutungsebenen des Ornaments. Das Interesse an floralen Formen, die ornamentalen Mustern zugrunde liegen, bringt wohl ein besonderes Faible für die Farbe Grün mit sich, die Hack auslotet in einer Fülle von Nuancen und Variationen. Ihre neuen Bilder, bei denen sie die Ölfarbe dick zum Relief schichtet, sind sehenswerte Fortentwicklungen ihres Konzepts „Pflanzenzeichen“.
Außerhalb der Texturen zeigt Vetere im Projektraum neue Arbeiten der jungen Waldbröler Malerin Nina Maria Roth, die alte Resopal-Frühstücksbrettchen und Holzabfälle mit Models und anderen populären Motiven bemalt – eine witzige Ergänzung zum Auftritt von Hack und Enders.
Texturen , Galerie Incontro, Schümmerichstraße 1, bis 5. März. [TEL] 02243/84 00 86.