RZ – Werkstattbesuch Wie Eva Maria Enders an ihrer neuen Werkgruppe „Arrondi“arbeitet

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Von unserer Redakteurin Anke Mersmann

Koblenz. Auf einem kleinen Tisch stehen diverse Plastikflaschen beieinander, dazwischen ein paar Tiegel. Fest zugedreht, aber griffbereit. Und Eva Maria   ders greift dieser Tage sehr häufig zu diesen Flaschen und Tiegeln, zu Metallgrund, Säuren und Oxidationsmitteln, mit denen die Künstlerin für ihre neuesten Werke arbeitet. „Besser gesagt experimentiert“, meint Eva Maria Enders. Ihr Atelier in der Koblenzer Innenstadt bezeichnet die Grafikerin und Malerin inzwischen gern als Chemielabor. Im Scherz natürlich, aber es ist schon etwas Wahres dran, seit sie nicht mehr nur mit Farben arbeitet, sondern auch auf chemische Prozesse setzt, um ihren Werken eine strukturreiche Oberfläche zu verpassen.

Kreisrunde Formate haben es Eva Maria Enders für ihre „Arrondi“-Werkgruppe angetan. Hier wischt sie gerade über die Oberfläche eines Bildes, die sie
mit Eisengrund und Säuren geschaffen und später mit dem Schleifgerät bearbeitet hat. Fotos Anke Mersmann

Auf der Suche nach Struktur
Dieses Ausprobieren, diese Vorstellung von Strukturen und Farbtönen zu haben und solange zu werkeln, bis Idee und Umsetzung miteinander harmonieren – das liebt Eva Maria Enders generell. Bewegte Strukturen und Oberflächen finden sich in so gut wie in all den abstrakten, mitunter völlig gegenstandslosen Bildern der 1963 in Koblenz geborenen Künstlerin. Mithilfe von Chemie tüftelt sie daran momentan noch einmal lieber,  intensiv seit dem vergangenen Jahr: Ein Schwung erster Werke ist fertig und teils ganz frisch in Ausstellungen zu sehen. Die Arbeit im Atelier beziehungsweise Chemielabor geht aber weiter.
Dabei verlässt die Künstlerin auch das klassische Bildformat und gar die Leinwand: Enders arbeitet auf Holz, auf schmalen, dafür meterhohen Stelen oder kreisrunden Holzplatten. „Arrondi“ hat sie diese Werkgruppe passenderweise genannt. Sie eint nicht nur das runde Format, sondern auch die bewegten, strukturreichen Oberflächen, eine mit Chemie erzeugte Art von Patina, die in warmen Tönen von rostig-braun bis grünlich variiert und die wie von weißen Adern durchwirkt scheint.
Einige Bilder hängen an der Wand in ihrem Atelier, eines aber liegt für den Feinschliff noch im Nachbarraum auf dem großen Aluminiumtisch, der mit den aufgebogenen Kanten einer Wanne gleicht – perfekt für eine Malerin, die mit Farben nicht gerade sparsam umgeht und inzwischen gern mal zu Chemikalien greift. Hier in diesem Raum stehen auch die Plastikflaschen – und auch all die Pinsel, Farben, Werkzeuge, eben all das, was Enders für ihre Arbeit benötigt.
Dazu gehört auch ein Schleifgerät. Mit dem rückt die Künstlerin ihren Bildern nah, nimmt weg und löst in Staub auf, was sie vorher Schicht um Schicht an
Eisengrund und Pigmenten aufgetragen hat, sodass eine bewegte, reliefartige Oberfläche entsteht. Sie schleift diese Strukturen – nicht völlig eben, aber doch sichtbar geglättet: So gibt sie ihren Bildern die weißen Adern und eineTiefe in der bewegten Oberfläche.
Gestalten mit dem Schleifgerät
Oder sie schleift Schneisen hinein, spielt mit gegensätzlichen Strukturen, aufgewühlt und geglättet, setzt den verästelten Adern klar definierte Linien entgegen. So arbeitet Enders für ihre „Arrondi“- Werkgruppe, und so arbeitet sie auch bei den meterlangen Stelen. Das Format reizt sie, ein Gegensatz zu dem runden. Auf den Kreis ist Enders über ein anderes Projekt gekommen: „Über einen Auftrag für ,Kunst am Bau’“ in Jena“, erzählt sie. Weil sie dort fünf große Arbeiten mit einer spiralförmigen Struktur gestalten wollte, arbeitete sie erstmals im Kreis und stellte fest: Das ist ein Format, mit dem sie erst einmal weiterarbeiten möchte: So nahm die „Arrondi“-Werkgruppe ihren Anfang.