Jena. (tlz) In der zweiten Ausstellung im hundertsten Jahr der Wiederkehr seiner Gründung am 20. Dezember 1903 präsentiert der Jenaer Kunstverein im Roten Turm am Löbdergraben Arbeiten von Eva Maria Enders. Die 1963 in Koblenz geborene Künstlerin zeigt Mischtechniken unter anderen aus Dispersions- und Temperafarben mit Abmessungen von 10 Zentimeter bis zu 1,20 Meter, wohl alle aus den letzten Jahren; Beschilderungen fehlen leider. Alle Exponate sind ohne Titel.
Auf den Bildern kontrastieren waagerechte und senkrechte Linien, rechteckige Felder bildend, auch breitere Bänder, seltener richtungsveränderliche Linien mit vielgestaltigen informellen Strukturen, die auch Zufälle einbeziehen. Die Felder sind gelegentlich durch parallele Lineaturen „gekämmt“. Die linearen Strukturen geben den Arbeiten Ordnung, Halt und Festigkeit, die informellen zusammen mit den Farben visuellen Reichtum und Bewegtheit. Bei den großen „feurigen“ Exponaten in der unteren Etage der Galerie liegt die Farbpalette zwischen Gelb, Orange, Rot und Schwarz, in der oberen dominieren kühlere Farben von Weiß über Blau zu Schwarz; es sind aber auch kleinere Arbeiten mit Gelb über Beige bis Grün zu dunklen Tönen zu sehen.
Die Exponate sind ungegenständlich und unfigürlich, können deshalb als abstrakt bezeichnet werden. Doch je mehr die geraden Strukturelemente zurücktreten, desto stärker können sie an landschaftliche „Abschnitte“ mit Vordergründen und Horizonten erinnern oder an bewegte Wellen im Meer.
In ihrer Dialektik zwischen geometrischen und informellen gestalterischen Strukturen sowie Abstraktion und landschaftlichen Assoziationen können die Arbeiten von Eva Maria Enders dem anschauenden Betrachter spannungsvolle ästhetische Reize vermitteln.
Als so genannte Granolithographien werden auch Reproduktionen originaler Arbeiten angeboten. Die Ausstellung im Roten Turm dauert bis 5. Juli 2003.
06.06.2003 Von Achim Heidemann
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