RZ – Bilder aus den geliebten Wüsten

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Bilder aus den geliebten Wüsten

Künstlerreise Eva Maria Enders holt sich in kargen Landschaften Inspiration

Von unserer Mitarbeiterin Lieselotte Sauer-Kaulbach

Koblenz. An der Stirnwand ihrer Werkstatt in der Clemensstraße hängen zwei ihrer Bilder als Leuchtobjekt. Zumindest in ihrer Farbigkeit sind sie so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen mag. In kühlem Blau-Grün-Weiß das eine, in flammendem Orange- Rot das andere. Sie könnten für die zwei Seelen in der Brust von Eva Maria Enders stehen, von denen sich die eine, die der begeisterten Seglerin, zum Meer, die andere zur Wüste hingezogen fühlt.  „Ich war schon immer ein ausgesprochener Wüstenmensch“, erklärt die 1963 in Koblenz geborene Grafikerin und Malerin. Und in der Vergangenheit habe sie sich tatsächlich zumindest teilweise ihre Reiseziele so ausgesucht, dass irgendwo eine Wüstenlandschaft mit ins Spiel kam. Die zentralasiatische Taklamakan-Wüste in dem im Nordwesten von China gelegenen autonomen Gebiet Xinjiang beispielsweise oder die Wüste Gobi, die sie während etlicher Reisen nach China in den 90er-Jahren kennenlernte, die Sahara, in die sie bei mehreren Reisen nach Marokko Vorstöße unternahm, oder die Wüste Namib. „Mich reizen nun mal eher karge Landschaften mit ihren ausgeprägten Strukturen, ihren ständig wechselnden Licht-Schatten-Spielen“, erklärt Eva Maria Enders und zeigt auf ein im großen Format ausgedrucktes Foto, das sie in Namibia machte. Bestimmendes Motiv ist ein trockener Ast, der in der Wüste liegt, grell das Licht, scharf geschnitten die Schatten.

Reisen, meint sie, sei für sie einfach wichtig als Anregung. „Als Künstlerin braucht man einfach immer wieder einen solchen Input.“ Einen Input, der sich teilweise recht direkt in nach der Reise entstandenen Arbeiten niederschlägt. Nach ihrer Namibiareise fingen beispielsweise auch auf ihren Leinwänden, in ihren der Landschaft verpflichteten, sie trotzdem nie naturalistisch abbildenden Bildern die Farben an zu flammen und zu glühen. Allerdings habe sie, erzählt Eva Maria Enders, auch schon als Kind beim Malen eben diese leuchtenden Orange- und Rottöne heiß und innig geliebt. Die Farben
beispielsweise, wie man sie auch auf orientalischen Märkten findet, besonders an den Ständen, die mit Gewürzen handeln. „Das ist unglaublich, welche Intensität man da entdecken kann!“ Mittlerweile tritt die Farbe wieder etwas zurück, aber wenn man genau hinschaut, entdeckt man doch auch in den neuesten Arbeiten, die sie ab September mit Werken dreier rheinlandpfälzischer Künstlerkollegen in einer Ausstellung in der Landesvertretung in Brüssel zeigen wird, die ihr so lieben WüstenoderFelslandschaften und ihre Strukturen wieder. Reliefartig und trotzdem sehr leicht, fast pastellig auf die Leinwand gebracht. Die Farben, mit denen sie arbeitet, sind eine „geheime Spezialmischung“, wie sie lachend erklärt, zu der unter anderem Gips und Pigmente gehören.

Dann nimmt sie das zuvor erwähnte Foto aus der namibischen Wüste von der Wand, hält es neben eines ihrer neuesten Bilder. Und siehe da: Der pittoresk verästelte Zweig findet sich, natürlich leicht variiert, abstrahiert, tatsächlich auch in diesem Bild. „Blümchen“, kommentiert Eva Maria Enders, „habe ich noch nie gekonnt, auch nicht während meines Studiums als Textil- und Bekleidungsingenieurin und als Textilgestalterin in Krefeld. Als wir eine Mappe mit Blumenmustern anfertigen mussten, habe ich die so lange wie möglich aufgeschoben.“ Meer oder besonders Wüste kann sie zweifellos besser. Und ihr Reiseziel in diesem Jahr? „Bali. Da bin ich 2009 einmal für ein paar Tage gewesen, als wir eine Ausstellung in Jakarta hatten. Die Landschaft mit ihren terrassenförmigen Teeplantagen, die Kultur haben mir so gut gefallen, dass ich mir geschworen habe, noch einmal für längere Zeit nach Bali zu kommen.“ Auch wenn es dort garantiert keine Wüste gibt.

Quelle: Kultur loka l- Rhein-Zeitung 30.08.2016

Den trockenen Ast fotografierte Eva Maria Enders vor einigen Jahren in der Wüste Namib. Die Malerin reist gern und findet in den Wüsten der Welt Anregungen für ihre Arbeiten – diese setzt sie durchaus auf abstrahierte Weise um, wie das linke Bild zeigt. Foto: Sauer-Kaulbach
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