Zeitgenossen im Dialog mit der Sammlung des Mittelrhein-Museums Koblenz
„[…] ich sah hoch … und fiel beinah um.
Da stand – Tschingbumm! – ein riesiges Denkmal Kaiser Wilhelms des Ersten:
ein Faustschlag aus Stein. Zunächst blieb einem der Atem weg. […]“ Kurt Tucholsky
Bei der Suche nach einem geeigneten Referenzwerk fiel die Wahl der Koblenzer Künstlerin Eva Maria Enders auf eine bronzene Quaste, die als Reststück des ehemaligen Reiterstandbildes am Deutschen Eck, welches 1897 von Emil Hundrieser zu Ehren des Deutschen Kaisers Wilhelm I. geschaffen wurde, im Mittelrhein-Museum verwahrt wird. Diese Troddel wird auf einem Sockel nahe der Replik des Reiterstandbilds präsentiert und ist so positioniert, dass sie in der Blickachse zur Malerei von K. O. Götz liegt, dessen Arbeiten geprägt sind durch den für ihn charakteristischen dynamischen Duktus – der scheinbar zufälligen, wiederkehrend rhythmischen Rakelschläge.
Sollte diese pinselartige Quaste nicht auch einen ganz eigenen Duktus er-geben, wenn diese wie Götz‘ Schaber über eine Fläche geschwungen werden könnte? Es werden nicht die prägenden Farbströme, Wirbel und Schlieren von Götz in Enders‘ Arbeit nachempfunden. Lediglich der kalligraphische Ansatz wird mittels der ‚sprachlichen‘ Eigenschaften, die der Quaste quasi unterstellt werden, verfolgt. Die Umsetzung der Arbeit auf einen Leuchtkasten dient der Transformation auf eine weitere Ebene und damit auch einer Abgrenzung zum Werk von K. O. Götz.
Dr. Markus Bertsch und Barbara Kemmer