Besondere Ehre: Koblenzer Kunst für den Vatikan
Marienbild von Künstlerin Eva Maria Enders wird Teil der päpstlichen Sammlung
Von unserem Reporter Dominic Schreiner
„Viele fragen mich, ob das ein Scherz ist“, sagt Eva Maria Enders. Dabei ist das, was Enders gerade wiederfährt, eine besondere Ehre und alles andere als ein Scherz: Der Vatikan möchte eines ihrer Bilder in seine bedeutende „Sammlung moderner religiöser Kunst“ hängen.
Zwischen Werken von Paul Gaugin, Wassily Kandinsky oder Pablo Picasso wird sich ab nächster Woche auch das Gemälde „Nexus – Maria am Kreuz“ bewundern lassen, eine Adaption zur „Krönung der Maria“ des Koblenzer Künstlers Josef Anton Nikolaus Settegast aus dem 19. Jahrhundert, das Enders 2002 für eine Ausstellung im Mittelrhein-Museum geschaffen hatte.
Doch der Weg vom Mittelrhein bis in die Ewige Stadt ist weit. Wie war der Vatikan in Rom auf das Gemälde der Koblenzerin gestoßen? Zum 60. Geburtstag ihres Ehemanns ließ sich die praktizierende Christin Enders ein besonderes Geschenk für ihn einfallen und lud ihn zu einer Reise nach Rom ein. Zum Reiseprogramm sollte auch ein Besuch im Vatikan gehören, über private Kontakte gelang es Enders sogar, eine Visite im sonst nur schwer zugänglichen päpstlichen Staatssekretariat beim deutschen Monsignore Florian Kolfhaus zu arrangieren.
Bei der obligatorischen Sicherheitsüberprüfung vor dem Vatikanbesuch stieß Monsignore Kolfhaus auf die Internetseite der Künstlerin, auf der auch das Gemälde präsentiert wird. Der Geistliche zeigte bereits im persönlichen Gespräch Interesse an dem Marienbild, das in einer abstrakten, zeitgenössischen Bildsprache das Motiv von Maria am Kreuz aufgreift und die Rolle der Frau in der Kirche hinterfragen will. Enders hatte das Gemälde für die erste Auflage der Ausstellung „Nexus – Künstler im Dialog mit Werken aus der Sammlung des Mittelrhein-Museums Koblenz“ gemalt. Aktuell findet im Mittelrhein-Museum die zweite Ausstellung „Nexus II“ statt, bei der Enders erneut mit einem Werk vertreten ist.
Wenige Zeit nach ihrer Romreise findet Enders ein Schreiben in ihrem Briefkasten. „Besonderes Papier mit dem Papstsiegel in erhabener Prägung“, beschreibt die Künstlerin das schicksalsträchtige Schriftstück. Der Absender: Kurienerzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Haushaltes, der Enders in den Vatikan einlädt, um das Oberhaupt der katholischen Kirche persönlich zu treffen. Und der sie bittet, ihr Nexus-Gemälde mitzubringen, weil der Vatikan seine Sammlung mit zeitgenössischer religiöser Kunst mit dem Koblenzer Marienbild bereichern will.
„Mich hat das richtig erschlagen“, schildert Enders. Die Gläubige scheint immer noch kaum fassen zu können, welche Ehre ihr zuteilwerden soll. Nun wird sie also am Dienstag vom Flughafen Hahn aus nach Rom reisen. Das Bild wird sie dem Vatikan schenken, der Katholikin ist die Tatsache, dass sie künftig im Vatikan mit einem Bild vertreten sein wird, Lohn genug.
Am Mittwochvormittag um 11 Uhr soll sie dann im Vatikan auf Papst Franziskus treffen, der aus ihren Händen das Gemälde persönlich empfangen will. Alleine die Begegnung mit dem Papst ist für Enders ein Höhepunkt in ihrem Leben, zumal sie sich mit Franziskus und seinem Wirken intensiv auseinandergesetzt hat. Ihr Mann wird sie übrigens erneut nach Rom begleiten. „Er muss als meine Stütze dabei sein“, sagt Enders, „denn nur beim Gedanken an den Termin bekomme ich schon weiche Knie“.