Vertraute Formen im Abstrakten finden
Ausstellung „Farbräume“ der Koblenzer Künstlerin Eva Maria Enders im Mittelrhein-Museum eröffnet
KOBLENZ. Ihre „Farbräume“ sind Farbträume: Eva Maria Enders ist mit ihren Werken wieder einmal in ihrer Heimatstadt zu Gast. „Im tiefen Keller“ des Mittelrhein-Museums warten interessante optische Erfahrungen auf den Betrachter.
Ist es ein Sonnenuntergang, ein Vulkanausbruch? Ist es rauschendes Meer? Oder doch nur gekonntes Spiel mit Farben und Formen? Enders spielt in ihren Gemälden gezielt mit den Gefühlen des Betrachters, lässt ihn zwischen „abstrakt“ und „konkret“ hin und her pendeln.
Horizontartig teilen Linien das Bild, Eva Maria Enders gibt Farben einen Rahmen, ordnet sie geometrisch, lässt Muster entstehen, die wie ein Ausschnitt eines großen Ganzen wirken. Dazu tragen sicherlich auch die erstaunlich kleinen Maße der Bilder bei, die teilweise nicht über Briefkastenschlitzformat hinauskommen.
Kalligrafische Tuscheelemente wechseln mit satter farblicher Opulenz, regen den Betrachter an, Bekanntes und Vertrautes zu finden. Manches erinnert an Baumrinden, an Mauerwerk, an Lichtspiegelungen auf einer Wasseroberfläche.
„Mir hat eben jemand gesagt, ich hätte eindeutig den Ehrenbreitstein gemalt“, lächelt die Künstlerin. „Ich finde es schön, wenn Betrachter sich durch meine Bilder an etwas erinnert fühlen.“
Ist die Suche nach bekannten Formen nicht Ausdruck einer gewissen Unsicherheit im Umgang mit dem Abstrakten? „Viele möchten sich gerne an etwas festhalten“, sagt Eva Maria Enders. „Mir reicht zum Beispiel die Struktur eines Gemäldes, die Lichtgebung, die Tiefe.“
Wenn sie male, dann ohne das innere Bild eines Gegenstandes. „Ich habe nur eine Stimmung in mir, denke beispielsweise an Wasser oder Segeln und setze diese Gedanken dann auf der Leinwand um.“
Die Ausstellung selbst sei eine rheinisch-thüringische Coproduktion, so Museumsleiter Mario Kramp in seiner Eröffnungsrede. Sei ist gemeinsam mit dem Jenaer Kunstverein entwickelt worden, wo Enders einen Lehrauftrag an der Fachhochschule besitzt. Michael Defrancesco
„Farbräume“ sind noch bis zum 7. September im Mittelrhein-Museum am Florinsmarkt zu sehen.
Rhein-Zeitung – Ausgabe Koblenz Stadt vom 11.08.2003, Seite 15.