RZ – … der weiße Nebel wunderbar

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Ausstellung wird poetisch eingenebelt

Die Aktionsgruppe rheinland-pfälzischer Künstler stellt von Sonntag an im Haus Metternich aus

KOBLENZ. Nicht umsonst ist „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius eines der schönsten Abend- und Wiegenlieder. Und punktgenau zu deren angestrebter Renaissance, an der auch populäre Interpreten emsig mitstricken, wählte die Aktionsgruppe rheinland-pfälzischer Künstler (ARK) eine Claudius-Zeile zum Motto ihrer vorweihnachtlichen Ausstellung im Haus Metternich, „… der weiße Nebel wunderbar“.

Der wallt nun wirklich durch die Räume, verleiht Bildern und Fotos etwas befremdlich Irreales und zugleich Poetisches. Geradezu erschreckend lagert er über den neuesten Arbeiten von Aloys Rump, über reliefartigen Kompositionen aus Schiefermehl und Marmorstaub. In ihnen setzt sich Rump – in konsequenter Fortführung seines „Staubs der Türme“ – mit der iranischen Atomaufrüstung in Ghom auseinander. Das wirkt landschaftsähnlich und sieht bereits nach „The Day After“ aus. Weniger aufwühlend, aber zumindest beunruhigend ist der Beitrag des Frankfurter Fotografen Jürgen Lecher: eine Hafenszene, gewohnt facettiert, aber durch Unschärfe gezielt „vernebelt“, aus einem Kleinbild-Dia ins Wand füllende Format vergrößert.

In einer mehrteiligen malerischen Installation spielt die Mainzerin Christiane Schauder virtuos auf der Klaviatur chromatischer, verschwimmender Grautöne. Das lässt an ziehende Nebel denken, die in den digitalen Mittelrhein-Landschaften der in Madrid geborenen Fotografin Isabel Steinhäuser noch an poetischer Präsenz gewinnen.

Der Landschaft widmet sich als Malerin auch Eva Maria Enders. Sie lässt sie in kühlen Grau- und Blautönen auf der Leinwand entstehen, so zart, dass sie sich fast entziehen – auch weil die Künstlerin mit wuchtigen schwarzen Balken noch für einen bewusst verwirrenden Fokus sorgt.

Gleich als „Farbräume“ deklariert Jan Schröder einige Mischtechnikarbeiten auf Pappe. Es sind Räume, die durch den lasierend abgemilderten Kontrast von Hell und Dunkel das Auge magisch anziehen. Rätsel, wie es nicht weniger die gleichfalls in Mischtechnik (unter Einsatz etwa von Quarzmehl) geschaffenen Bilder des Manfred Schling sind, die sicher geglaubtes gegenständliches Terrain gleich wieder durch Übermalung entziehen.

Nicht Nebel, sondern hauchfeine Seide legt sich über die figürlichen Tuschezeichnungen Anja Bogotts. Sie offenbart und verhüllt zugleich weibliche Nacktheit. Mit Stoff arbeitet auch Sabine Hack in ihrer Installation: mit transparenten Vorhängen, textilen Nebelschwaden, die mit langen, weißen Fäden in den Raum hineinkriechen.

 Lieselotte Sauer-Kaulbach

 Die Ausstellung im Haus Metternich am Münzplatz wird an diesem Sonntag, 15 Uhr, eröffnet und ist bis 22. Dezember zu sehen; Do. bis Sa., 15 bis 19 Uhr, So., 11 bis 17 Uhr, und am 21./22. Dezember 15 bis 19 Uhr.